Nein, die Transition spaltet und zerstört Familien nicht. Die De - transition stellt "kaputte" Familien auch nicht wieder her, aber ich glaube, dass der innere - mentale, seelische - Entwicklungsprozess wieder das innere Gleichgewicht herstellen kann, woraufhin im Außen wieder etwas Neues entsteht.
Als ich meiner Mutter erzählte, dass ich mich schon immer mehr als Junge gefühlt habe, konnte sie mir zwar nicht ganz folgen, aber sie war das erste Mal richtig für mich da. Nein, sie unterstützte die Transition überhaupt nicht. Sie unterstützte auch meine Hormontherapie nicht, aber sie war einfach für mich da, egal was ich gebraucht habe. Ich fühlte mich endlich das erste Mal in meinem Leben akzeptiert, respektiert, ernst genommen und sogar unterstützt. Ich habe dafür gar nicht den Zuspruch gebraucht, sondern vielmehr ihre Präsenz. Was meine ich wohl damit?
Sie hat mir ihr offenes Ohr geschenkt. Sie hat versucht mich zu verstehen, ohne mich zu verurteilen.
Sie wollte mich nicht mehr in irgendeine Schublade drängen, geschweige denn versuchte sie mir ein Etikett, um den Hals zu legen. Sie sagte vielmehr, dass ich meine Erfahrung machen sollte. Ich will gar nicht wissen, wie sehr sie es schmerzte, das mit ansehen zu müssen. Ich muss es auch gar nicht wissen, denn bis heute spüre ich den Schmerz einer Mutter, die ihrem Kind zusieht, wie es brutal in die eigene Natur eingreift. Gleichzeitig sah sie an mir, was sie für selbstzerstörerische Muster hatte. Es ist wichtig mit Nachsicht und tiefem Verständnis alle Ebenen zu betrachten.
Ich muss dazusagen, dass ich mir dadurch keine Aufmerksamkeit erhofft habe, zumindest nicht bewusst. Im Grunde habe ich mir von meiner Mutter diesbezüglich gar nichts erhofft. Ich habe nur gemerkt, dass ihre anfängliche Überzeugungsarbeit - "Du gehst den falschen Weg" -, welche im Nachhinein keinen Raum mehr bekommen hatte, genau das Gegenteil bewirkte. Diese Form von Arbeit hat in mir noch mehr das Gefühl erweckt, dass das der richtige Weg sei.
Anfangs hat uns dieser Weg voneinander entfernt, und zwar noch mehr als wir es sowieso schon war. Sie wollte mir glaubhaft machen, dass diese Entscheidung, die falsche war. Sie wollte mir weismachen, dass sie besser wüsste, was mir guttut. Also, was hat sie mit der Überzeugungsarbeit eigentlich gemacht? Sie hat mir wieder das Gefühl von Machtlosigkeit vermittelt., obwohl ich doch das erste Mal in meinem Leben endlich die alleinige Entscheidungsgewalt haben wollte. Also hat sie durch ihre Überzeugung, dass "das der falsche Weg sei", in mir noch mehr den Rebellen, der endlich für seine Freiheit, Selbstbestimmung und Macht kämpft, geweckt. Schon wieder war ich in ihren Augen das Kind, welches - in meinen Augen wohlgemerkt - wieder unterdrückt wird, in eine Schublade gepresst wird, nicht so sein darf wie es ist, einfach falsch ist. So habe ich die Entscheidung getroffen, den Weg ohne Mama weiterzugehen, die sich jahrelang selbst nicht liebte und lieber das Materielle vorgezogen hat als mich und die Liebe zu ihrem inneren Kind.
War das der endgültige Bruch zwischen meiner Mutter und mir? War das der Auslöser des Bruches? Nein. Warum nicht?
Was versinnbildlichen Mutter/Vater und Kind? Lasst uns bei der einfacheren Variante bleiben. Das Erwachsene Ich und das innere Kind. In dem Fall ist das Erwachsene - Ich das Symbol für den Körper oder auch das Ego genannt, während das Kind für die Seele steht, welches voller bedingungsloser Liebe und Neugier durch das Leben geht ohne zu verurteilen, geschweige denn zu beurteilen oder zu urteilen. Man könnte sagen, dass das Erwachsene - Ich für den Kopf steht und das Kind für das Herz.
Wenn eine Spaltung der Familien aus der Transsexualität heraus entsteht, ist das nur ein Ausdruck von einer bereits vorhandenen Spaltung, die sich nun in dieser Form zeigt, sowohl im innen "des Kindes" als auch im außen des Kindes und im größeren Sinn zwischen Kopf und Herz. Die ganzen Programme des Kopfes meiner Mutter - die sowieso sehr kopflastig und kühl war - überwogen und so habe ich das in dieser Form weitergetragen. Das könnte eine Möglichkeit sein, wie man diese Thematik betrachten könnte. Liegt darin die Sinnhaftigkeit?
Eine weitere Betrachtung könnte die kopflastige Männerwelt sein, die die gefühlsbetonte, herzliche Frauenwelt versucht zu unterdrücken oder sprechen wir hier von Programmen? Gehen wir doch tiefer. Sprechen wir hier von männlicher und weiblicher Energie in Extremen? Der Bruch zwischen diesen Energien, die eigentlich in Wechselwirkung stehen?
Fakt ist, nichts, was im Außen geschieht, geschieht ohne Grund. Diese Spaltung innerhalb der Familie kann für die Familie ein großes Wachstumspotenzial darstellen.
Eine tiefe Verbindung zwischen dem Erwachsenen - Ich und dem Kind äußert sich so, dass der Erwachsene liebevoll auf die Bedürfnisse seines inneren Kindes und somit auf die Bedürfnisse des Kindes - welches sich im Außen physisch befindet - eingeht. So kann sich das Kind sicher und ernst genommen, sowie geliebt fühlen. Der Erwachsene handelt im Interesse seines inneren Kindes, überprüft alte Programme und Überzeugung auf Wahrheit und Unwahrheit und überträgt die wahrhaftigen herzbasierten Informationen auf das Kind, welches physisch das innere Kind der Erwachsenen oftmals widerspiegelt. Jedoch zählt hier nicht nur das, sondern auch das Auflösen von generationsbedingten Traumata, welche Transsexualität und schlussendlich die weitergegebene Spaltung zwischen Herz und Kopf begünstigt. Außerdem ist es bindungsfördernd, wenn der Erwachsene den Gefühlen und der Daseinsberechtigung des inneren Kindes vertraut, was dem Kind im Außen Akzeptanz, Respekt und Glaubwürdigkeit vermittelt.
Wie oft tun wir unser Bauchgefühl, unsere Intuition und somit auch oft das Gefühl des Kindes einfach ab?
Wie oft muss das Kind aus Gefälligkeitsgründen, Loyalität und Angst vor Liebesentzug sein Gefühl und sein wahres Selbst unterdrücken? Und wie oft sagen wir diesbezüglich "das passiert nicht oft", weil wir uns selbst belügen wollen oder weil wir für die Tiefgründigkeit nicht offen sind?
Ich glaube, dass wir viel zu oft wegschauen. Wahrscheinlich sind wir auch einfach zu sehr abgestumpft - Reizüberflutung -, sodass wir sanfte Anzeichen, Hilferufe, Disharmonien (...) nicht erkennen, weshalb sich eine gewisse Generation nun dazu entschieden hat diesen Weg zu gehen, um gewisse nicht aufgearbeitete, gesellschaftliche Traumata und die daraus entwickelte Spaltung aufzuzeigen.
Es ist nicht die einzige Methode, wie uns die Trennung im innen und im außen gezeigt wird. Corona hat uns unsere gesellschaftliche, aber auch innere Spaltung ebenfalls aufgezeigt.
Also ist die Lösung im Grund die Rückverbindung. Man könnte theoretisch auch sagen, dass wir uns hinsichtlich Transsexualität in einer Glaubens - Identitätskrise befinden, wie in Israel und Palästina. Gleichzeitig zeigt die Transsexualität die lang gesäte Geschlechterungleichheit, die wahrscheinlich bei der Geschlechterdualität beginnt.
Transsexualität spaltet und zerstört die Familien nicht, sie zeigt, was bereits vorhanden war und ist.
Sophie - Ben James Griebel
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